Ringstraße Teil 02
„Von der Eislagune Jökulsárlon zum Seljalandsfoss“
Di.13.5.2014
Trübes „Novemberwetter“ mit viel Regen und Wind, so sind die Aussichten und Wetter-Voraussagen für die nächsten Tage, die wir hier an der schönen Eislagune nicht tagelang absitzen wollen. Wir entscheiden uns im Schnellgang nach Hella zu fahren um im gleichnamigen Hotel eine Sendung abzuholen, die wir vor unserer Abreise nicht mehr bekommen haben.
Sa.17.5.2014
Nach einer Fahrt nach Hella sind wir nach fast 700Km wieder zurück am Jökulsárlon, der Gletscherlagune. Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit auch gebessert und wir warten noch auf besseres Licht für die Aufnahmen an den Eisschollen.
Die Eislagune Jökulsárlon gehört zweifelslos zu den schönsten und beeindruckensten Gletscherseen die wir weltweit gesehen haben. Für alle Touristen ist es das einzige Highlight auf Island, so scheint es, wenn gegen 9°°Uhr die Busse mit den „Smartphone und Tablet- Knipser“ heranfahren. Wenn dann noch dieTouristen mit gemieteten Wohnmobils, Caravans und PKWs ankommen wird es eng auf dem steinigen Parkplatz.
Die meisten nutzen dann noch die Gelegenheit mit einem Amphibienboot auf den See hinauszufahren, um so näher an die Eisberge, die vom Breidamerkurjökull in den See kalben, heranzukommen. Wenn dann gegen 19°°Uhr die Abendstimmung hereinbricht wird es ruhiger an diesem magischen Ort im Südosten Islands.
Die Gezeiten des Atlantiks drücken Meerwasser durch den Wasserkanal, der den Gletschersee mit dem Ozean verbindet. Bei Ebbe fließt das Wasser wieder hinaus und nimmt die schon kleiner gewordenen Eisberge mit ins Meer.
So. 18.5.2014
Morgens um 4:30 wecken uns die ersten Sonnenstrahlen, es scheint ein schöner Tag zu werden. Vor uns leuchten weiße und türkisfarbige Gletscherabbrüche, manche sind teilweise mit schwarzer Vulkanasche vom letzten Ausbruch des Eyjafjallajökull, im Jahre 2010 durchzogen. Dieser Ausbruch legte für einige Tage den nördlichen transatlantischen Flugverkehr lahm.
Windstille, selten an diesem Ort, für mich die Gelegenheit mit meinem „Hexa“ die ersten Flugaufnahmen auf Island zu machen, bevor wieder die Touristen hereinfallen.
Wie auf Schienen gleitet die Kamera-Drohne über die Eisschollen. Es ist Brutzeit, aufgeregt und kreischend fliegen Scharen von Möwen und Seeschwalben futtersuchend über die Eislagune. Neugierig betrachten sie meinen „Hexa“ und ich bekomme ein ganz mulmiges Gefühl… hoffe dass sie ihn nicht attackieren, sonst ist er in den eiskalten Fluten für immer verloren. Nach beeindruckenden Flugaufnahmen möchte ich ihn zurücknavigieren, aber er reagiert nicht, im Gegenteil, er macht gerade was er will. Mein „Hexa“ fliegt in 50 Meter Höhe über mich hinweg, dem kalten Atlantik entgegen. Der Kontakt über den Flugmonitor ist auch abgebrochen, ich glaube der will nach Hause fliegen, dem passt die Kälte und der Regen nicht. Seine letzte Change, ich drücke das Notsignal „Back Home“, eine lange halbe Minute verstreicht, dann sehe ich, dass er es sich anscheinend anders überlegt hat.
Über der Hängebrücke, die den Mündungsfluß der Eislagune zum Meer beeindruckend überspannt, bleibt er stehen, dreht sich mit der Kamera um 180° in meine Richtung und ich habe auf dem Monitor wieder Sichtkontakt.
Ich lande ihn mit fast leerem Akku vor meinen Füssen…geschafft…einfach fantastisch!
Nach der Filmsichtung kann ich Hexa eigentlich gar nicht böse sein, dass er ausgebüxt ist, denn nach diesem unfreiwilligen Ausflug brachte er einzigartige Flugaufnahmen mit nach Hause.
Den ganzen Tag verbringe ich am Gletschersee, warte stundenlang auf das „richtige“ Licht. Ich lerne Hendrik aus Freiburg kennen, ihn hat‘s nach Island verschlagen und kommt jedes Jahr für 3 Monate nach Husavik, das liegt im Norden der Insel. Hendrik hat dort ein Boot und ein Restaurant, hat uns zum Whalwatsching eingeladen. Es beginnt gerade die Walzeit und seit letzter Woche sind zwei Pottwale vor der Küste eingetroffen.
Wir werden Mitte Juli mit ihm bei der Walbeobachtung Filmaufnahmen machen. Wir sind schon gespannt ob wir sie auch hier wie auf der Halbinsel Kalifornien in Mexiko, streicheln können. Nach einem sonnigen Tag folgt ein traumhafter Sonnenuntergang. Gegen 22:30 geht’s noch an den PC um die Unmengen an Bildern und Filmen von den Speicherkarten zu ziehen.
Von wegen Urlaub auf Island, es ist ein harter Arbeitstag eines Fotografen und leidenschaftlichen FilmersJ.
Nach diesem traumhaften Abend soll es Morgen früh einen schönen und windstillen Tagesanfang geben, vielleicht nochmals eine Gelegenheit, bei Sonnenaufgang mit „Hexa“ ne Runde zu fliegen?
Mo. 19.5.2014
Wir nehmen uns die 2. Route auf der Ringstraße unter Moula Moulas Räder, fahren nochmals zurück zum kleinen Hafenort Höfn, in dem wir unsere Film-Reportage wieder aufnehmen.
Im Ort und auch auf dem Hafengelände ist nicht viel los, nur einige Urlauber aus Deutschland und der USA sprechen mich an, bewundern Moula Moula. Ich verteile einige Flyer über unsere Weltumrundung, die dankend und mit großem Interesse entgegengenommen werden. Im Netto-Supermarkt füllen wir wieder unsere Vorräte auf und fahren auf unseren Platz zum Jökulsárlon (Eislagune).
Mi. 21.5.2014
Es wird Zeit dass wir weiterziehen, obwohl es uns an der Eislagune sehr gefällt. Es sind die Stimmungsmomente eines Tagesablaufes, duster und neblig, mal Regen und kurze Schneeschauer, dann fließen wieder sonnendurchfluteten Eisbergschollen dem Meer zu, dazwischen glitzernde Eiskristalle.
Gegen Abend erreichen wir nach etwa 60 Km den National Park Skaftafell mit seiner alpinen Gebirgslandschaft.
Do.22.5. 2014
Früh am Morgen gehe ich mit Kameras auf einem Wanderpfad durch einen teilweise steilen und kleinwüchsigen Birkenwald zum „schwarzen Wasserfall“
Von weitem sieht man ihn schon, den Svartifoss mit seinen Basaltsäulen, der nicht durch sein Wasservolumen, sondern durch die einzigartige Lage der Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen angeordnet sind, beeindruckt. Nach einem langen Tagesmarsch kam ich hungrig nach Hause, wo mich Rita mit schwäbischem Kartoffelsalat und gebratenem Grillfleisch überraschte. Mit einem Viertele „Besigheimer“ gings bei Tageshelle um 23:30 in den wohlverdienten Schlaf.
Fr.23.5.2014
Es wird schon tagelang nicht mehr dunkel, nachts um 24°°Uhr kann man noch im Buch lesen und heute ging die Sonne schon wieder um 4°° Uhr auf. Nochmals ein kurzes Nickerchen und um 6°° wird gefrühstückt. Zeitig gehe ich nochmals zum schwarzen Wasserfall, auch „Hexa“ kommt mit.
Aus den Flugaufnahmen wurde heute wegen zu starken Windböen leider nichts daraus, aber dafür erfreute ich mich an der schönen Wanderung.
So wie wir erfahren haben handelt es sich bei diesem Flugzeugwrack in der Lavawüste bei Vik um eine Militärmaschine der USA, die 1973 hier wegen Spritmangel notgelandet ist. Die unfreiwillige Landung hat die gesamte Besatzung überlebt. Es war anscheinend eine umgerüstete Militärmaschine die die USA mit Hubschrauber bergen wollte. Nach Schwierigkeiten bei der Bergungsaktion haben sie sich dann entschieden, die Aktion abzubrechen und die Maschine „ausgeschlachtet“ zurückzulassen.
Heute ein Geheimtyp für Islandreisende.
Mein 6-armiger “Hexacopter“ wiegt mit Kamera 3,5 Kg, kann frei Hand oder GPS-unterstützt etwa 10 min fliegen. Mit stabilisierender Kamera-Aufhängung sind fantastische, wie auf Schienen fahrende Flugaufnahmen möglich. Ich hoffe nur dass wir uns in naher Zukunft besser „verstehen“ denn dann wird „Hexa“ mein ständiger Film-Begleiter werden.
Unser Abenteuer Island geht weiter.
© by Reckfilm