05 Mauretanien:
Mauretanien
09.04 - SA.
Km Stand Grenze: 38.870 Km Bisher gefahrene Km: 10.893 Km Geldwährung: Ouguya (UM) 1.- € entspricht 320.- UM Bei der Bank (Schwarz 380.- UM) Dieselpreis in Mauretanien: 97,5 UM /Ltr. = ca. 0,30 € nach Banktarif Benzinpreis: 129.-UM /Ltr. Super gibt's nicht. Die marokkanische Grenze liegt hinter uns. Der erste von 3 mauretanischen Grenzposten wird erreicht. Wir haben viel gehört und gelesen, über diesen korrupten Grenzübergang, gehen wir gelassen an die Sache ran. Es ist ein Nomadenzelt, zwei nicht gerade vertrauenswürdige Militär-Gendarmen bitten mich in Ihr "Office". Unser Visum hatten wir ja schon. Unsere Daten werden in ein zerfleddertes Heft übertragen. Einträge des Einreisedatums und des Stempels in unsere Reisepässe folgen. Die erste Hürde hatten wir hinter uns, wenn da nicht wieder das verdammte Mitbringsel währe. Aber dieses Mal war es anders als ich erhoffte. Reisende haben uns erzählt, dass hier eine Korrupte Abzocke stattfindet. Momentan nichts von alle dem. Dann begann einer zu zupfen, an seiner Hose, an seinem T-Shirt, zeigte auf seine Schuhe, wollte von uns Klamotten. Ich erklärte ihm, dass wir nur eine Garnitur unserer "Garderobe" dabei haben und diese selbst brauchen, denn wir sind noch lange unterwegs. Hat gut geklappt. Dann die freundliche Frage nach etwas Essbarem. Was möchtest du denn gerne? Hast du für uns Milch, Sardinen oder Gemüse? Fragte er mich ganz höflich und es war für ihn schon etwas peinlich. Wir gaben ihm 2 Tetrapack Milch und zwei Dosen Gemüseeintopf. Sichtlich gerührt und dankbar nahm er unser Gastgeschenk an. Wir gaben es gerne, wünschten guten Appetit und fuhren 200 Meter weiter zur nächsten Kontrollstation. Eine Lehmhütte, wir traten ein, drei düstere Gestallten. Zwei Nomaden waren gerade zu Gast und verabschiedeten sich. Jetzt waren wir an der Reihe, übergaben die Dokumente. Sie baten uns Platz zu nehmen. Wir setzten uns auf die am Boden liegende verdreckte Matratze. Daten des Reisepasses wurden in ein Buch eingetragen, sie ließen sich Zeit, wir bekamen die Dokumente ohne weitere Fragen wieder in die Hand gedrückt und konnten gehen. Ich ging alleine weiter zur Lehmhütte "Zollamt", Rita ins Fahrzeug. Ein zerlumpter, in Militärklamotten ungepflegter Mensch bat mich einzutreten. Auf der Pritsche lag ein Koloss von einem schwarzen Mann, daneben seine Kalaschni. Von ihm gingen nun Anweisungen an seinen Assi. Carnet de Passage, Intern. Fahrzeugpapiere vorlegen. Die Dokumente wurden abgestempelt, ein Betrag von 20 Euro war fällig, Euros hab ich nicht 20 Dollar ist auch OK sagte er, ich war einverstanden so waren auch meine Informationen, Stempelgeld eben. Ich wollte gleich bezahlen und weg von hier. Nein nein mein Freund, erst mal Teetime. Ich nahm an dieser Zeremonie nicht teil und deutete auf eine Magenverstimmung. Tee wurde geschlürft, und beide unterhielten sich in einer mir unverständlichen Sprache, es ging wohl um meine Finanzen. Ich bekam ein zerknittertes Formular überreicht "Deklaration der Finanzen" war die Überschrift. Ich erklärte ihm, dass eine Devisendeklaration nicht mehr offiziell notwendig ist. Das interessierte ihn überhaupt nicht, der Dickwamps wurde massiver in seinem Ausspracheton: "ecrire" (aufschreiben) es klang schon wie ein Befehl. Der andere Bursche stand hinter mir streichelte mir freundschaftlich über die Schulter und flüsterte mir unbekannte Worte zu, ich glaubte er brauch Frischfleisch, dieser warme Bruder. Mit Kugelschreiber oder Bonbons war nichts mehr zu machen, jetzt wollten sie weiteres Geld. Mit Rita habe ich im Vorfeld schon abgestimmt, dass wir 330 Dollar in bar und 500 Dollar Travelerscheck angeben. (Im Nachhinein wäre es besser gewesen, ich hätte nur 30 Dollar in bar angegeben, denn bei der Ausreise fragt kein Mensch mehr nach der Deklaration). Für den ausgefüllten Fragebogen interessierten sie sich jetzt nicht mehr, das Zählen des Geldes auf dem Tisch war wichtigstes Tagesgeschehen. 50.-/100.-/150.-/200.-/250.-/300.- die großen Scheine sind gezählt. 1x 10.-/1x 20.- macht zusammen 330 Dollar. Es wurde kontrolliert mit meinem Eintrag, stimmt. Die 20 Dollar für das Stempelgeld waren fällig, natürlich ohne Quittung, OK jetzt kann ich wohl gehen, oder? Moment du schuldest uns noch Bearbeitungsgebühren, die 20 Dollar kostete der Stempel. Dann nimm den zehner und Laissez-moi tranquille (Lassen sie mich in ruhe). Er wollte den 50.-er. Den kannst du mir nicht nehmen, sonst stimmt ja meine Deklaration nicht mehr. Dies war ihm anscheinend egal. Ich war stink sauer, nahm das Geld, schob es ein und verlangte meine Papiere. Ein mürrischer Blick, keine Chance ich begann in meiner "verzweifelten" Lage eine Geschichte zu erzählen, und sie hörten aufmerksam zu. "Weißt Du, dass die Weihnachtszeit mit den Gabegeschenken eigentlich schon länger vorbei ist? aber fast hätte ich ja vergessen, dass der Osterhase vor der Türe steht. Ich gab Ihm in einer breit schwäbischen Mundart zu verstehen, dass weder der Nikolausi noch der Osterhasi an euch gedacht hat, also wart ihr wohl nicht artig, und somit gibt's auch nichts." Ich lachte, sie lachten gequält, no compri. Sie gaben mir wenigstens schon mal unsere Papiere, dann ein fataler Fehler von mir. Unsere Pässe habe ich des Schutzes wegen in eine durchsichtige Video-Kassettenbox gelegt. Du hast Video - Kassetten ich brauche Video, er sprang auf und deutete eine Fahrzeugkontrolle an, so ein mist, jetzt muss ich wohl Federn lassen, aber da war ja noch Simba. Ich öffnete die Seitentüre, der Fettsack sprang zur Seite, war wütend fuchtelte mit seinen Händen wie ein besessener, hatte Riesenangst, ich sollte meinen Hund herausholen und ihn an der Stoßstange anbinden, Kommt nicht in Frage. Wir einigten uns, dass ich die Schiebetüre zwischen Fahrerhaus und Kabine schließe, er war einverstanden und beide stiegen ein. Es wurde eng, sie wollten nach allem greifen was sie sahen, dann fragte ich gezielt was es sein darf. Wir kamen der Sache schon näher; Shampoo und Parfüm sollte es sein, für dich währe sicherlich ein Stück Kernseife und ein Zuber Wasser besser! Weist du was? Wir steigen jetzt aus und meine femme (Frau) Rita wird euch ein Gastgeschenk zusammenrichten. Es war eine gute Idee von mir, vorerst hatte ich sie aus unserer guten Stube. Dann war's doch Weihnachten. Rita übergab eine angebrochene Shampooflasche und ein Fläschchen Parfüm. Eine Flasche Wasser hat er sich noch geklaut. Nun aber ganz schnell weg, bevor sie merken dass in der Shampooflasche fast kein Inhalt mehr war. Wer bei denen freiwillig mit kleinen Geschenken anfängt, der hat verloren dann wollen sie mehr und suchen nach fehlenden Gegenständen: z.B. nach einem zweiten Feuerlöscher, hast du einen zweiten, dann braucht man eben heute einen dritten, also bist du schon wieder der gemoppte. Nach fehlenden Angaben oder Unstimmigkeiten in den Papieren wird geforscht und immer wird auch etwas gefunden. Nichts wie weg! Wir sind durch ! Wir sind in Mauretanien. Es folgt noch eine Pistenfahrt durch vermintes Gelände. Wir folgen der alten spanischen "Asphaltstrasse" Riesige Löcher, nur noch vereinzelte Teerfetzen geben die Richtung an, dann über der Piste eine unüberwindbare Wanderdüne, wir drehen um, 12 Km auf hartem Terrain zurück, Richtung Grenzposten, denn ca. 300m nach dem Grenzübertritt ging links eine zweite Piste ab, die haben wir vorher übersehen. Nach weiteren 10 Km überquerten wir die Eisenbahnschienen des Längsten Zuges der Welt ! (Gleisüberquerung bei Koordinaten: N: 21.13.100 W: 016.57.390) Die Minenfreie Zone haben wir kurz vor Sonnenuntergang erreicht, fuhren ins Gelände und fanden einen nicht einsehbaren Nachtplatz. Todmüde und geschafft legten wir uns nieder. Dann "hören" wir Mauretanien, hören den längsten Zug der Welt. Aber dazu später mehr…. |
10.04 Sa. - 12.04.
Bei ABBA Der Campingplatz "ABBA" in Nouhadchibou wird erreicht Wir bleiben 3 Tage Geld wird gewechselt. Auf der Bank bekommen wir für einen Dollar 280 UM , auf dem Schwarzmarkt haben wir 305.- UM erhalten. Für einen Euro bekommt man 380.- UM. Fahrzeugversicherung für Mauretanien wird abgeschlossen, ( 14 581.- UM für 4 Wochen, Quad und MAN) Die Wäsche wird gewaschen, Kleinarbeiten am und im Fahrzeug, Kontaktsuche mit den Menschen auf der Strasse, Infos werden eingeholt. Wir bekamen Besuch aus Deutschland, ein VW Sincro mit Christelle Krebs am Steuer mit Ulmer Kennzeichen, ihr Freund Heiko Rehm mit seinem Motorrad , Marcel und Ana in einem Hitachi Minibus aus Würzburg. Wir diskutierten über die zurückgelegte Strecke und vor allem über die korrupten Grenzer. Wir fahren am nächsten Tag die Hauptstrasse entlang.
Eine Straßenmetzgerei Videoaufnahmen in einem islamischen Land sind nur aus dem hinteren Teil des Fahrzeuges durch die Frontscheibe möglich. Also, Frontscheibe reinigen, neben der Strasse im staubigen Sand parken und dann im Wohnmobil Stativ aufbauen, Kamera drauf und auf lauer liegen, Positionswechsel, neuer Parkplatz, neue Einstellungen. So vergingen 3 Tage wie im Flug. |
13.04 Di.
Heute Morgen bin ich schon um 6 Uhr mit einem unruhigen Gefühl aufgewacht. Die Informationen die wir von Einheimischen und Reisenden bekommen haben, lassen einiges auf uns zukommen. Um in den Senegal zu kommen gibt es 4 verschiedene Routen. 1. Die Klassische: Die Atlantikroute…sie führt bei Ebbe unmittelbar am Atlantik entlang. 2. Die zum Teil Asphaltierte: Die LKW Route. Eine Strasse entlang des Atlantiks, jedoch einige Km im Landesinneren. Sie befindet sich gerade im Ausbau. 3. Die Sicherste: Die Reise auf der Plattform des Eisenerzzuges. Dauert etwa 20 Std., kostet pro Fahrzeug und Person 100.- €. (Ist eine schauklige und staubige Angelegenheit.) 4. Die Wüstenhafte: Die Eisenerz-Route, die entlang der Schienen des Längsten Zuges der Welt führt (wir haben ihn schon einmal gehört und gesehen) Auf dieser Piste überquert man 3 Sanddünen mit je einer Breite von 18 Km, 15 Km und 35 Km. Sie ist wohl die Mühsamste. Wir haben diese Route gewählt, weil ich von diesem Zug schon vieles gehört habe und ihn einfach in seiner ganzen Dimension sehen und erleben wollte. Ein kleiner Ort, Bou Lanouar 95 Km Piste, ist unser Tagesziel. Gleich nach verlassen von Nouhadchibou geht die Route exakt in Richtung Osten, immer der aufgehenden Sonne entgegen immer den Gleisen entlang. Und dann wieder Lästige 2 Passkontrollen mit Geschenk, die wir von der Hinfahrt nach Nouhadchibou schon einmal passiert haben. Gastgeschenke gab es keine. Tiefe LKW Fahrspuren verlangten Geländeuntersetzung und Allrad. Wir kommen gut voran, die Tagestemperatur steigt auf über 40 Grad an. Unser Tagesziel haben wir gegen 17 Uhr erreicht. Hinter einem Sandhügel etwa 50 Meter neben den Gleisen ein idealer Nachtplatz. Rita beginnt mit der Zubereitung des Abendessens: Tomaten - und Gurkensalat eine Dose Gulasch wird geöffnet dazu gibt es breite Nudeln. Wir gönnen uns ein aus der Heimat mitgebrachtes Viertele 'Rose'. Und dann zuerst ein leises dröhnen, es wird immer stärker, dann bricht es herein. Ich steige aus dem Fahrzeug, bewaffnet mit Videokamera und Digifoto.
Du hörst und spürst ihn bevor du ihn siehst und dann kommt er auf dich zu, 3 riesige Dieselloks, unser Fahrzeug vibriert. Die Erde bebt und du meinst ein Erdbeben bricht los, einfach gigantisch.
Nach 3-4 Minuten Höllenlärm ist alles vorbei und du hörst nur noch den Hauch des Windes Die nächsten Tage wird er unser Begleiter sein, 3-mal am Tag. Wir denken dass wir für die zum Teil sehr versandeten 600 km Pistenroute nach Atar ca. 5 Tage brauchen, mal sehen wie viel Tonnen Sand wir zu schaufeln haben, denn nach der Info werden wir durch den wochenlangen Frühjahrswind massig viel weichen Treibsand vorfinden. Sprit und Wasser haben wir genügend dabei.
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14.04 Mi.
7 Uhr, ich mache Kaffee und richte das Frühstück. Wir müssen heute zeitig losfahren, Denn wir möchten bis gegen Abend 120 Km bis zum ersten Dünenfeld schaffen. Die Fahrt geht über eine weite Ebene die mit Grasbüschen und sehr weichem Sand überzogen ist. Moula Moula hat heute richtig Durst und säuft über 55 Ltr. auf umgerechnet 100 Km. Unser eingebautes Thermometer zeigt im Außenbereich bereits 45 Grad an und 35 Grad im gekühlten Fahrerhaus. Auch diese Etappe erreichen wir ohne Zwischenfall. |
15.04 Do.
Was für ein Morgen, eine "Explodierende" Wolkenformation vor der aufgehenden Sonne, einfach toll.
Wir wollen früh das Dünenfeld überqueren, denn am kühlen Vormittag ist die Dünenoberfläche wesentlich härter und besser zu befahren als am heißen Nachmittag. Der Luftdruck wird von 5,5 bar auf 3,5 bar abgesenkt. Eine Piste ist nicht mehr zu sehen, nur noch vereinzelte alte Fahrzeugspuren. Wir fahren Richtung Süden, verlassen die Gleise und kommen immer weiter in den Weichsand, nur nicht stecken bleiben, es scheint wir kommen nicht mehr weiter, drehen in einem großen Bogen um und kehren 24 Km zu den Gleisen zurück. Es muss noch eine andere Passage geben. Wir entscheiden uns direkt am Bahngleis in das Dünenfeld einzusteigen. Abgesprengte Eisenteile vom Gleiskörper werden beseitigt, wahre Reifenkiller.
Wir sind im Dünenfeld. Schattierungen von schwarz bis rotgelb, und ein kontrastreiches Farbenspiel bis ins dunkle blau kündigen das Kommen der kühlen Nacht an. Ich zünde ein Lagerfeuer mit dem mitgebrachten Holz an. Ein Sternenhimmel überzieht den Horizont bis tief in die Dünen. Das Kreuz des Südens, der große und kleine Wagen, die Venus, der Saturn und dazwischen Sternschnuppen. Hier komme ich mir näher. Selbst in einer mondlosen Nacht werfen die unzähligen Sterne Schatten auf den kalten Boden der Wüste, denn so groß ist ihre Helligkeit und die Anzahl der Sterne. Die Sahara ist ein kaltes Land, in dem allein die Sonne wärmt. Wer nie mehr frieren möchte, hat in der Wüste nichts zu suchen. Der Temperaturunterschied zwischen dem Sonnenaufgang und Mitternacht betrug bei uns annähernd 50 Grad Celsius.
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16.04 Fr.
Heute ist Moula Moula Tag KM- Stand: 39.336 Km Heutige KM Leistung: 37 Km Fahrzeit mit Orientierungsstopps: 6 Std.
Auf der Suche nach einer Piste fahren wir sehr früh im rechten Winkel zu den Schienen nach Süden und finden eine alte Spur. Der Sand wird tiefer, der Reifenabdruck vor uns stammt von einem leichten Pick-up, der ohne Mühe über die Sanddünen gleitete, aber wir mit unseren fast 10 Tonnen… es ist zu spät um anzuhalten oder gar umzudrehen, jetzt müssen wir durch. Die Dünenfelder des Azeffal liegen so "herrlich" vor uns. Ich schreie nach der Kamera, und meinem Kamera- Assistenten, Rita filmen filmen filmen…Voll konzentriert und motiviert fahre ich mit viel Power und ständig im roten Drehzahlbereich stundenlang auf dem Wellenmeer. Es gibt keine Zeit nach den Dingen zu sehen die durch das Wohnmobil fliegen. Ich hatte keine Möglichkeit die Geschwindigkeit zu verringern um keinesfalls stecken zu bleiben. Das währe das aus….. eine miserable Buckelpiste. Es war Moula Moula Tag, unglaublich wie sich dieses Fahrzeug eine Düne nach der anderen erkämpfte. Ich schrie uns Mut zu, Rita filmt, die Kamera fliegt durch die Luft, mit einer Hand fange ich sie glücklicherweise auf, die andere Hand verkrampft am Lenkrad. Es war ein Höllenritt. Zwischen den Dünen sah ich eine lang gezogene harte versteinerte Sandplatte, eine ersehnte Verschnaufpause. Wir orientieren uns aufs Neue. Die Außentemperatur zeigt 48 grad an. Wir müssen weiter. Auf der harten Platte können wir wieder den nötigen Schwung holen um auf die nächste Düne zu kommen, plötzlich eine Geschwindigkeitsreduzierung trotz Vollgases. Ein Weichsandfeld, wir sanden ein. Sandbleche unter die Räder, Rückwärtsgang mit 100% iger Differenzialsperre und wir sind aus dem Sandloch wieder raus. Das Fahrzeug lassen wir im Stillstand laufen um den Motor nicht zu überhitzen. Spätestens jetzt macht sich unser eingebauter Tropenkühler bemerkbar. Obwohl wir schon stundenlang im oberen Drehzahlbereich fahren, veränderte sich die Kühlertemperatur nur unwesentlich. Wir gönnen uns nochmals eine Ruhepause in einem Sandkasten der 200Km lang und über 3 Dünenfelder 120 Km breit ist. Die Gedanken kreisen, wie kommen wir bloß hier wieder unbeschadet raus. GPS- Satellitennavigation? Fehlanzeige, den Weg müssen wir jetzt selbst finden. Wir trinken Unmengen von Wasser, das Thermometer zeigt 53 Grad an, Schatten gibt es nicht, die Sonne steht senkrecht. Mit Fernglas und gutem Schuhwerk geht es auf die Sanddünen um nach einem Ausweg zu suchen. Ich denke an Chessy….und meinen Namensvetter. Ich singe vor mich hin: Brennend heißer Wüstensand, fern so fern vom Heimatland, dort wo die Blumen blühen, dort wo die Täler grün ….nicht mehr vorzustellen in diesem Sandmeer. Die Wege über die Dünenkämme sind zu anstrengend, das Quad bekommt seinen ersten Einsatz um einen Weg durch das Dünenlabyrinth zu finden. Mir machte es einen Riesenspaß, leichtfüßig auf 4 Ballonräder über die Dünen zu pfeifen. Nach einer Stunde kam ich zurück, Rita machte sich Sorgen, war stink sauer, die Nerven lagen blank, es herrschte dicke Luft. Mir war klar, eine sichtbare Piste gibt es nicht. Wir müssen noch etwa 2 Km Richtung Süd-Ost dann durch eine Furt nach Osten, bis wir die steppenähnliche Ebene erreichen. Die Spur wird abgesteckt und ich habe nur noch den Quadspuren zu folgen. Unser "Späher" wird wieder in die Garage gepackt. Wir folgen seinen Spuren bis zum Dünenausgang. Es ist geschafft. Gegen 14 Uhr erreichen wir Tmeimichat, das ist ein Ort mit etwa 50 Lehmhütten, Zelte für Gleisbauarbeiter, Unmengen von Unrat, Treibstofffässer. Wir werden von fremden Menschen zum Tee eingeladen. Wir folgen in eine Lehmhütte nehmen auf einer Schaumstoffmatratze auf dem Boden Platz. Einen in blaues Tuch gehüllten Nomaden fragte ich nach dem Weg durch das 2. Dünenfeld. "Richte dich immer nach den beiden Bergen dort drüben im Osten, dazwischen musst du durch, dann hast du es geschafft. Den weg durch die Dünen musst du dir selbst suchen". Das war schon mal eine gute Aussage, danke mein Freund.
Eine junge Frau bereiten den Tee zu, ich fragte ob ich Fotos machen darf, aber natürlich, ja.
Dank der digitalen Bildaufbereitung konnte jeder sein Bildnis anschauen. Es wurde viel gelacht und sie freuten sich alle und bedankten sich für unseren Besuch. Der Dank war auch auf unserer Seite. Das 2. Dünenfeld lag vor uns. Ich achtete immer darauf dass ich die Luv-Seite der Düne angesteuert habe, auf Lee war Weichsand. Für diese Überfahrt brauchte ich einerseits eine Geschwindigkeit von annähernd 40Km/h, und Power andererseits, um beim leichten Einsanden immer noch genügend Kraftreserve zu haben. Ich wählte den 3.Gang in der Geländeuntersetzung. Die Wahl habe ich gut getroffen, wir haben fast die Hälfte der 18 Km breiten Sandfläche für heute ohne Einsanden geschafft, einfach gigantisch dieses Fahrzeug, wenn da nicht immer wieder das rote Warnsignal der Batteriespannung aufgeleuchtet hätte. Momentan ist es aus, vielleicht war der Dauerstress im hohen Drehmoment schuld. Ich machte mir darüber noch keine Sorgen und hielt es unter Beobachtung. Um uns nur Dünen, einsamste Einsamkeit… Trotz diesem heutigen Erfolg: Die Anspannungen der letzten Tage hinterließ nicht nur Spuren im Sand sondern auch bei uns. Rita weint. Zwischenmenschliche Probleme haben sich aufgestaut und mussten ausdiskutiert werden. Man kann bei einer solchen Langzeitreise nicht einfach aus der Wohnung gehen und hinter sich die Türe schließen, wie ich es zuhause früher meistens getan habe. Einfach einander aus dem Wege gehen, geht nicht. Wir sitzen in einem Boot und haben uns ausgeredet. Am nächsten Morgen ging die Sonne nicht nur draußen auf.
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17.04 Sa.
Im heißen Wüstensand Die 2. Hälfte der Dünenüberquerung war bis 13 Uhr ohne Zwischenfälle geschafft. Auch die rote Warnanzeige leuchtete nicht mehr auf. Neben den Gleisen sehen wir wieder einige Hütten, Fahrzeuge, auf einem Nebengleis eine kleinere Diesellok mit einigen Plattformwagons für Gleistransporte. Es ist eine Gleis-Reparaturstation der Eisenerzgesellschaft SNIM. Wir wollten Brot einkaufen, Fehlanzeige, alle wollten Geschenke von uns, meine Hose, mein T-Shirt, meine Kamera. Einfach naiv und doof diese Menschen, sie können einem die Kontaktsuche und die zwischenmenschliche Annäherung vermiesen. Wir zogen es vor, gleich die 3. Dünenüberquerung anzugehen. Dann stehen wir davor, mit dem Fernglas suche ich im Osten den Horizont ab und sehe nur "Sable", Sand soweit das Auge reicht und da wollen wir durch !? Aus unseren Reifen ließen wir nochmals kontrolliert Luft ab. Das Manometer zeigt 2,8 bar (Normal 5,5bar). Moula Moula steht so richtig auf breiten Schlappen. Dann das erste Weichsandfeld, zweite Gang, zuviel Power, wir brauchen mehr Geschwindigkeit, 3. Gang wir verlieren trastisch an Schwung, zurück in den 2. Gang geht nicht mehr, denn beim Auskuppeln würden wir schlagartig im Sandfeld stecken bleiben. Vollgas bis zum Anschlag, es geht bergauf, es nützt nichts, das Fahrzeug gräbt sich bis zu den Achsen ein. Kein Problem, Sandbleche drunter, und mit voller Kraft von 220 PS das weiche Sandfeld zurück. Ich erreiche festen Sandboden unter den Reifen, schwitze, trinke Wasser wie Moula Moula den Diesel. Rita gräbt die Sandbleche aus den weichen tiefen Sandspuren. Beim Sandblechschleppen holte sich Rita im heißen Wüstensand am großen Zeh eine Brandblase, das kommt leider vor wenn man offenes Schuhwerk trägt, ein giftiger Blick…Simba hat auch so sein Problem, er springt immer abwechslungsweise auf 3 Beinen, wie ein Gecko, ihm gefällt es bei dieser Temperatur überhaupt nicht und verschwindet wieder im kühlen Führerhaus. Noch ein Versuch und wir kommen ca. 5Km weiter, stehen vor einer aussichtslosen Situation. Endstation. Batterie Warnanzeige leuchtet permanent, Drehzahlmesser steht auf null, trotz laufendem Motor, Warnanzeige Stellmotor Vmax leuchtet auf und vor uns 30 Km übelste Sandwüste. Außentemperatur wieder satte 53 Grad. Was tun? Weiterfahren? Ohne 2. Fahrzeug leichsinnig. Wir müssen erst die Ursache der Ausfälle erkunden. Ich stelle mir in Gedanken einige Fragen: Hat die Lichtmaschine die stundenlangen hohen Drehzahlen nicht überstanden? Sind die Kohlestifte zerschlissen? Ein relativ neues Fahrzeug, kann nicht sein. Hat sich durch die ständige Rüttelei ein Kabel gelöst? Wir entscheiden uns zur Umkehr in das Dorf der unliebsamen doofen und bettelnden Menschen. Wir trafen keine Menschen mehr die von uns Geschenke wollten, sie haben anscheinend erkannt, dass wir ein kleines Problem hatten, jeder wollte helfen und ich traf noch nie so viele Elektriker und Autoelektroniker auf einem Platz wie hier. Es nervte, dann gingen plötzlich alle zur Seite. Ein Toyota 4x4 mit langer Funkantenne stoppte neben uns. 2 Männer stiegen aus und fragten nach unserem Problem. Sie stellten sich vor: Mohamed und Cheikh. (Scheik) Angestellte der Eisenerzgesellschaft SNIM und zuständig dass die einspurige Gleisanlage auf 480 Km zwischen Nouhadchibou und Choum nicht versandet. Wir werden in sein Haus eingeladen, das etwa 5 Km abseits liegt. Wir trafen in einem Nomadenzelt die Mutter, die ein Augenproblem hatte. Wir gaben Augentropfen und linderten ihre Schmerzen. Es wurde Tee getrunken, wir erzählten wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen. Cheikh, der ein gutes englisch gesprochen hat erzählte uns von Aicha (sprich Aischa) und Ben Amira, eine Liebesgeschichte die zu einer Legende wurde. Cheikh möchte uns übermorgen, an seinem freien Tag dorthin führen und bitten uns doch noch zu bleiben. Wir sind neugierig geworden ! |
18.04 So.
Kleine Ursache mit großer Wirkung Am frühen Morgen neben uns ein jämmerliches Geschrei, ich ging aus dem Fahrzeug in diesem Moment wurde eine Ziege geschächtet, das Messer am Hals, Blut spritzte das arme Vieh. Das ist Nomadenleben, Selbstverpflegung, Ich begann, unser Fahrzeug zu inspizieren. Sicherungskasten öffnen, Sicherungen prüfen, Relais überprüfen, alles OK, es kann nur noch an der Lichtmaschine liegen. Das Führerhaus wird gekippt und da sah man schon die Ursache. Mohamed freute sich, dass er mit seiner Vermutung auch richtig lag. Das Pluskabel an der Lichtmaschine war durchgescheuert und bekam Masse, ein Kurzschluss.
Das Kabel wird mit einer Lüsterklemme wieder verbunden, abisoliert und alles funktionierte wieder. Es klopfte an die Türe, es wurde uns eine Schüssel mit Reis und Ziegenfleisch serviert. Ritas Magen drehte sich, ich probierte ein wenig, Simbas Augen wurden immer größer, gesättigt legte er sich in den Schatten des Fahrzeuges. Seit diesem Tag hat Simba sein Leibgericht entdeckt " Simbajin" (sprich Simbatschin). |
19.04 Mo.
Die Legende Lebt. Cheikh erscheint heute Morgen wie vereinbart in seinem traditionellen blauen mauretanischen Gewand. Gemeinsam fuhren wir 8 Km über eine Busch und Sandebene. Vor uns sehen wir im Abstand von ca. 7-8Km zwei schwarze Berge stehen die anders sind als alle Berge der Welt. Es ist ein Kuriosum, einfach einmalig. (wie Ayers Rock in Australien)
Aicha, mit Ihrer 30m Hohen naturellen Vagina
Ben Amira mit der Delle durch Veleklek Zwei Monolithen, links Aicha, rechts Ben Amira, schwarz wie Kohle (je nach Sonnenlicht), rund und glatt wie Glatzekopf. Wir nähern uns Aicha und halten an einem Platz mit wunderschönen Steinskulpturen an. Bei der Jahrtausendwende haben 19 Steinmetzkünstler aus verschiedenen Nationen Friedenssymbole geschaffen. 10 Skulpturen sind aus der Geschichte dieser beiden Berge entstanden. Cheikh macht ein kleines Feuer für den traditionellen Pfefferminztee. Ich baue die Kamera auf , Cheik erzählt uns die Liebesgeschichte von Aicha und Ben Amira die zu einer Legende wurde:
Es war einmal vor langer langer Zeit, da heiratete Ben Amira seine Geliebte Aicha und sie bekamen zwei Söhne. Die glückliche Familie lebte im Garten Eden und hatten auch ein Dienstmädchen. Eines Tages kam eine lange Trockenzeit, und sie hatten nichts mehr zu essen. Um nun für seine Familie Geld zu verdienen, nahm Ben Amira seine beiden Söhne und zog nach Süden Mauretaniens und blieb sehr lange dort. Als er zurückkam hatte Aicha einen Geliebten mit dem Namen Veleklek. Ben Amira war sehr wütend, beide kämpften um Aicha, Ben Amira gab Veleklek einen gewaltigen Kopfstoß, dass Veleklek über 50 Km nach Norden flog, zurück blieb bei Ben Amira eine Delle am Kopf (siehe Bild). Ben Amira war sehr traurig, nahm seine beiden Söhne und zog 7 km weg von Aicha. Viele Jahre der Trennung sind vergangen und sie sehen sich täglich aus der Ferne. Ein Zusammenkommen ist momentan nicht möglich, denn die Distanz von 7 Km bedeutet, dass sie geschieden sind. Ben Amira hofft auf die erdgeschichtliche Zusammenführung. Bis zu diesem Tag lebt Aicha mit ihrem Dienstmädchen und Ben Amira mit seinen beiden Söhnen in schwarzem Trauergewand nebeneinander.
Cheikh Habib Info zu Aicha und Ben Amira siehe www.ben-amira.com Diese Web-Site ist im Aufbau . Cheikh Habib hat uns gebeten für ihn digitale Fotos von dieser Legende anzufertigen. Gerne sind wir bereit ihm dabei zu helfen, wir fertigen eine digitale Foto CD an, die er zu seiner Web-Dokumentation verwenden kann. Er war uns sehr dankbar dafür. Reiseveranstalter gesucht: Wir waren mit Cheikh in seinem Camp bei Ben Amira. Es sind etwa 15 Nomadenzelte für Touristen, eingebettet in einer einmaligen Sanddünenlandschaft. Alle 14 Tage kommen zwischen 10 und 20 Touristen aus Frankreich, dort ist dieser Geheimtipp bekannt. In Deutschland sucht Cheikh einen Reiseveranstalter der dieses einmalige Angebot in seinem Programm anbietet. Wir versuche Kontakt zu einem Reiseveranstalter aufzunehmen. Cheikh bietet: Kameltrecking zu Aicha und zu den Skulpturen, Höhlen mit über 6000 Jahre alten Felsmalereien, Fahrpraxis mit Geländewagen in Sanddünen, Bergwandern, Bergklettern mit hohem Schwierigkeitsgrad, eine Eisenbahnfahrt mit dem längsten Zug der Welt, Nomadenleben im Camp, einsamste Natur. Ideal für Studienreisen. Kontaktaufnahme: e-mail: cheikselemtouhabib@yahoo.fr Seine Adresse Postale: MOKTAR CHADLY EMS- MAURIPOST-NKTT p/c CHEIKH HABIB ( BENAMIRA) MAURITANIE
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20.04 Di.
Ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art Vorab möchte ich all denen danken, die mir per e-mail :ontour@Reckfilm.de zum Geburtstag gratulierten. Heute war ein besonderer Tag, nicht weil es mein Geburtstag war, sondern…..6 Uhr morgens wir erhoffen uns noch ein besonderes Licht für Filmaufnahmen. Es war bewölkt, erst gegen 10 Uhr brannte sich die Sonne durch. Die restlichen noch fehlenden Aufnahmen werden gemacht. Cheikh zeigt uns noch in der Nähe über 6000 Jahre alte Felsmalereien. Dann gegen 14 Uhr das Dröhnen des über 10 Km weit entfernten Eisenerzzuges. Dies war unser Aufbruchsignal, denn die Weiterfahrt ging nicht mehr über die fast unüberwindbaren Sanddünen sondern Cheik hat uns als Dank für die Bilder die Fahrt über 45 Km auf den Schienen erlaubt, die wir bis 18 Uhr zurücklegen mussten denn dann kam der nächste Zug. Cheikh begleitete uns in unserem Fahrzeug. Dies war mein Geburtstagsgeschenk, einfach ein "tolles" Gefühl, wenn man weiß, dass auch noch ein kleinerer Versorgungszug unterwegs sein kann. Wenn er in Sicht kommt dann gibt es nur ein schnelles Verlassen der Gleisanlage und sei es auch 8 bis 10 Meter den Hang hinab, denn Züge haben eben Vorfahrt. Wir überstanden die Fahrt ohne Reifenplatzer und ohne Absprung. Danke Cheikh Habib ! Cheikh ließen wir bei Nomaden in der Nähe der Gleise aussteigen. Zurück wird er dann mit dem Versorgungszug fahren der in nächster Zeit hier einen kurzen Stopp einlegt.
Wir hatten wieder harte Piste unter den Rädern und setzten die Fahrt in Richtung Choum fort. |
21.04 Mi.
Das Geschenk der Dankbarkeit
Als ich heute Morgen unser Übernachtungsgelände inspizierte, sind mir die vielen schwarzen Gesteinsbrocken im weiten Umfeld aufgefallen. Bei der näheren Betrachtung sah ich, dass es Holzversteinerungen waren. Bis ins kleinste Detail waren die Holzmaserungen und Jahresringe zu sehen. Kleine und große Äste, abgelagert im schwarzen Schlick eines Urwaldflusses, vor Jahrtausenden ein blühender Garten Eden, heute nur noch eine leblose Gesteinswüste. Kurz nachdem wir unseren Übernachtungsplatz verlassen haben erreichen wir das kleine Örtchen Choum. Es besteht nur aus Lehmhütten und einer staubigen Pistenstrasse. Am Ortsende eine Passkontrolle, ich streckte unsere Reisepässe mit dem eingelegten "Fish" dem Polizeibeamten hin, er entnahm den Zettel mit unseren Daten und unsere Fahrt konnten wir gleich fortsetzen. Wir folgen der Piste an einer über 200 Km langen Gebirgsabbruchkante. Vereinzelt sahen wir weiße Nomadenzelte. Kurz vor dem ersten Passaufstieg rennen viele Menschen, etwa 200 Meter vor uns auf den Pistenweg. Wir denken es geht schon wieder los mit der Bettlerei um unser Hab und Gut, aber alles sieht etwas anders aus als sonst. Rita nimmt die Kamera zur Hand, filmt unser Ankommen, und dann also doch; Cateau, Cateau, rufen die Kinder und Frauen. Ein Mann kommt auf meine Seite, zeigt mir ein Stück Seil und fragt mich, ob ich für ihn ein langes Stück Seil hätte, und zeigte zum Brunnen. Er hatte wohl ein Problem, ich stieg aus, umringt von 20-30 Personen, Alte ,Junge, Kinder und Frauen, eine ganz normale Nomaden-Großfamilie. Ich gehe unter großem Palaver der aufgeregten Menschen zum Brunnen. Kamele und Ziegen saufen eine Trübe Wasserbrühe aus halbierten Blechfässern. Der Stammesführer zeigte mir 4 Seile, die angespannt in den Brunnenschacht führen. Aus etwa 20 m Tiefe schimmerte das Wasser herauf und ich sah einen großen "Wassersack" und glaubte, dass sich dieser voll Wasser gesaugt und sich an irgendeiner Kante verhängt hatte. Ein mutiger Junge kletterte am Seil gesichert in den Brunnenschacht um mein langes Seil zu befestigen. Ich holte unseren Moula und die Seile wurden an dem Fronthaken des Fahrzeugs festgebunden. Ein Baumstamm mit einer Astgabelung und einer Rolle diente als Umlenkung. Im Gegenzug wurde ein Seil von der Astgabelung aus gespannt und von 10 Mann gehalten. Ich stieg ins Fahrzeug, legte die Geländeuntersetzung ein und begann langsam rückwärts zu fahren. Ich merkte das gewaltige Gewicht, die Astgabelung schwankte und wurde zusätzlich mit Seilen um die Brunnenmauer abgesichert, dann zog ich weiter bis etwas braunes sichtbar wurde, ich traute meinen Augen nicht, an den Seilen hing ein ausgewachsenes Kamel, den Bauch gefüllt mit 200 Liter Wasser. Die Frauen trillerten mit ihren Zungen, die Kinder jubelten und die Männer klatschten. Verwesungsgeruch lag in der Luft, das Tier stürzte sicherlich schon vor mehrere Tage in dieses Wasserloch, es tat uns leid. Warum deckt ihr diesen Brunnen nicht mit 2 Baumstämmen ab? Fragte ich; zurück kam nur ein Achselzucken… Afrika Irgend jemand benachrichtigte in Atar einen Fahrzeug-Abschleppdienst. Ein alter Autokran tauchte auf, hängte den Kadaver an den Haken und schleppte ihn ins Abseits. Die Nomaden, die heute Morgen nach langem Fußmarsch ihre Wasservorräte auffrischen wollten, müssen nun mit ihrem Vieh weiterziehen, zum nächsten Brunnen, der ist aber nicht weit entfernt, etwa 5 Stunden zu Fuß, für Nomaden ist es eben mal um die Ecke. Bis aus diesem Brunnen wieder Trinkwasser entnommen werden kann vergeht etwa ein ganzes Jahr, meinte der Sippenführer. Als wir uns verabschiedeten merkten wir, dass diese Begegnung eine andere war, die Nomaden klatschten und winkten uns zu, gerne nahmen wir dieses "Cateau" entgegen, es war für uns das Geschenk der Dankbarkeit.
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22.04 Do
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23.04 Do
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24.04 Sa
Nepper Schlepper Abzocker
Wir kommen über eine staubige Naturstrasse in den Ort, vor uns ein großes Eisentor, dahinter die Fähre auf dem Senegalfluss , eineinhalb mal so breit wie der Neckar bei Ludwigsburg/ Neckarweihingen. Es kann sich keiner vorstellen was hier an der Grenze abgeht, man muss es ( oder besser nicht) erlebt haben, ich versuche es euch einmal ansatzweise zu schildern. Wir werden umringt von Polizei, Militär, Schieber und abgebrühten Abzocker, Kinder. Ich steige aus mache mich kundig. Vor unserem Fahrzeug wird um uns gefeilscht, ich mitten drin. Welcher Gaid (Führer) darf uns begleiten. Ich gebe Rita ein Zeichen zum Filmen, hätte ich besser bleiben lassen. Mit der Polizei und dem Militär bekomme ich großen Ärger. Was ist deine Proffesion, bist du Jornalist, du musst Strafe bezahlen. Ich bin nur Tourist. Deine Frau Jornalist? Nein auch Tourist. Mir war alles schon klar; welcher Bandit lässt sich schon gerne fotografieren! Ich wünschte mir einen Grenzübergang wie beim Eintritt nach Mauretanien, hier geht es nicht mehr um Kleinigkeiten jetzt geht's ans Eingemachte. Vorwarnungen haben wir genügend erhalten. Hier beginnt "schwarz Afrika". Mein Pockerface wird aufgesetzt, welche Tricks werden sie wohl anwenden um an unser Geld zu kommen. Festpreise gibt es nicht, reklamieren bei wem? Die Polizei spielt kräftig mit. Es gibt noch eine Ausweichmöglichkeit, über den Damm nach Diama und dann bei St. Louis in den Senegal einzureisen. Der kleine Unterschied liegt darin, dass in Diama offiziell hohe Gebühren anstehen. Abzocke unter Polizeiaufsicht! Wir sind in Rosso und da wollten wir durch ! Es ist heiß, um die 42 Grad, es stinkt zum Himmel nach Urin und anderem Nachlass. Den ersten Fehler habe ich schon begangen bevor es eigentlich losgeht! Geschickt, mit einem Vorwand dass er mich anmelden muss und dazu meine Dokumente benötigt, hat sich ein Schlepper bei uns eingenistet. Er sprach englisch. Ich war unter seinen Fittichen. Er möchte Geld Wechseln, hier bekomme ich wesentlich mehr wie drüben im Senegal. Er bietet mir für 1 Dollar 100 CFA. Jetzt weiß ich bei wem ich gelandet bin, na warte, bei mir wirst du nicht reich werden. (Mir war der Kurs ungefähr aus unserem Reiseführer bekannt) Es war kurz nach 14 Uhr, um 15 Uhr geht die Fähre. Genügend Zeit für die Botengänge, dachte ich. Nichts tat sich. Zeit um Fragen zu stellen. Er stellte sich vor mit dem Namen David und stamme aus dem Senegal. "Was bekommst du für deine Dienste von mir?" 70.- € . gab er mir zur Antwort. Ich lachte, nahm in überhaupt nicht ernst. Ich habe ihm erklärt, dass ein Arbeiter im Erzabbau von morgens bis abends schuftet und das an 26 Tagen im Monat für 100 €, und davon noch seine Familie ernährt. Der ist doch selbst schuld, meinte David. "Gib mir meine Papiere zurück, ich brauch dich nicht du Abzocker. No Problem, was bezahlst du freiwillig fragte er mich: 10.- Dollar mehr hab ich nicht und mehr gebe ich dir auch nicht. Für beide Grenzen, verstehst Du mich? Er gab mir keine Antwort und auch nicht meine Dokumente, also angenommen. Wir stehen vor der Passkontrolle, Beamte hockten zu sechst auf dem Boden des Flures, aßen mit den Fingern aus einer Blechschüssel Reis mit Ziegenfleisch (Simbas Leibgericht) Animale Verhältnisse. Auf einer zerschlissenen Matratze ein barfüßiger, wir müssen leise sein das ist der Patron, wenn wir ihn jetzt stören wird er böse, gab mir David zu verstehen! Also Mittagszeit. Dann holen wir doch die Tickets für die Fähre, meinte ich, aber die gibt's erst um 15 Uhr. Um 15 Uhr legt doch die Fähre ab. Es wird künstlich Unruhe und Hektik erzeugt von allen Beteiligten. Am Eisentor stehen Frauen und Männer, möchten in den Innenhof, werden zurückgedrängt. In der Passabfertigung kommt Bewegung auf. David braucht von mir Geld 4800UM für Fährticket, 2000UM für Pass-Stempel, 2000UM für Carnet, 500 UM für weiß ich nicht. Schnell gib mir 9.300 UM = 30.- € das geht ja noch, dachte ich, langsam, alles der Reihe nach mein Freund. Wir sind bei der Passkontrolle die ersten 2000 UM verschwinden gleich bei der Annahme der Reisepässe in einer dreckverschmierten Hosentasche. Tickets werden besorgt, und um 15 Uhr öffnet das Zollbüro. Gleichzeitig startet die Fähre ihren Dieselmotor. Rita sitzt im Fahrzeug wird von Schleppern und Polizei gedrängt auf die Fähre zu fahren, sie fährt nicht. Dann werde ich aufgefordert zu fahren. Ohne mein Carnet de Passage verlasse ich diesen Ort nicht, ich werde weiter gedrängt, von 5 Schleppern. Ich brülle alle an: "I stay here" !! OK? Dann gehe ich eben mit der nächsten Fähre, ich habe Zeit bis Morgen. Der Polizist neben mir grinste, hob den Daumen und meinte:" Bon monsieur".( Gut gemacht mein Herr). Dieser Trick funktioniert bei mir nicht. Nach 5 Minuten kam mein Carnet, ein prüfender Blick auf die Eintragungsdaten, alles OK, ab auf die Fähre und sie legte ab. Währe ich ohne Carnet auf die Fähre gefahren, hätte sie ebenfalls gleich abgelegt und ich hätte mit großem Zeit- und Geldaufwand meinem Zollpapier hinterher rennen können. Von einem Land zurück zum anderen, Anmelden, Abmelden , dann Anmelde Abmelden und jedes Mal "Grenzgebühren". Ich höre Wortfetzen und Allemagne, Allemagne, David hat den Deutschen wohl verflucht. 5 Minuten dauerte die Überfahrt mit Anlegemanöver. Dann das gleiche Bild, nur noch penetranter diese Typen. Ich gehe mit David in eine Bretterbude, Einreiseformalitäten, Passkontrolle, bevor hier einer etwas in die Hand nimmt erst mal 5000 CFA auf den Tisch, hab ich nicht, hätte ich welche, müsste ich Strafe wegen verbotener Geldeinfuhr bezahlen. David legt mir das Geld aus. Das wollte ich nicht von ihm. Ein Polizist bot mir Hilfe an und ging mit mir in eine Wechselstube, auf dem Weg dort hin, Dreck, Uringestank, Fäkalien, dazwischen Gemüse und Obstverkauf, fröhliche Menschen. Den offiziellen Wechselkurs will ich wissen, Dollar gegen Franc CFA. Auf einem Laptop in der Wechselstube erlese ich im Internet den neusten Kurs 1Dollar entspricht 520 CFA. Und wie viel hätte mir David gegeben ? 100 CFA.!!! Wir gehen zurück, David streckte mir 5000 CFA bei der Passstelle vor, dann beim Carnet 5000 CFA. Wir sind vorerst durch. Nun brauchte ich noch die Fahrzeugversicherung, denn ohne Versicherung wird das Geländetor für uns nicht geöffnet. Das ist jetzt mein Part. David hat seinen Job getan, jetzt will er harte Währung, am liebsten Euro. Aber die haben wir nicht, das habe ich ihm schon erzählt. Was willst du ? fragte ich ihn: "90.- Dollar". Du Dreckspatz, jetzt werde ich dir meine Rechnung präsentieren. Ich wusste dass gleich die Fähre ablegt und David neue Opfer auf der anderen Seite vermutet, ich spiele auf Zeit:" Du bekommst umgerechnet 25 Dollar für deine Leihgaben und 15 für deinen Job und das ist dann OK !!! Am liebsten währe er mir an den Hals, ich ließ den Motor laufen wegen der Klimaanlage kurbelte das Fenster nach oben und unterhielt mich mit Rita wie wir das mit der Versicherung am besten lösen. David hatte es eilig wegen der Fähre, er versuchte zu handeln ich streckte ihm 2x 20 Dollarscheine hin, mehr gibt es nicht! compri? Er riss es mir aus der Hand und tauchte im Gewühl der Menschen unter. Den hatten wir endlich los. Jetzt ging es noch um die Versicherung. 4 Mann waren um mich bemüht und wollten eigentlich nur mein Bestes. Ich gehe mit ihnen in einen Fensterlosen Raum, nur ein spärliches Licht drang durch die offene Tür. Ich möchte eine Versicherung für Westafrikanische Länder über 3 Monate. Ich bekam ein aus der Luft gegriffenes Angebot: 132.000.-CFA das sind ca. 254.- € für MAN und Quad. Ich stand auf und verließ wortlos den Raum, alle rannten hinter mir her wie junge Hunde, so ist's brav. Im Fahrzeug sprach ich mit Rita darüber. Natürlich unakzeptabel. Dann hatte ich da eine Idee. Ich wartete wieder und spielte auf Zeit. Geldwechsler boten sich an und schaukelten sich gegenseitig nach oben. 600 CFA für einen Dollar. Der Versicherungsagent kam wieder auf mich zu, ich zeigte ihm 140 Dollar, dafür möchte ich diese Versicherung wie wir sie besprochen haben, abschließen. Mehr Bargeld hab ich nicht, nur Travelerscheck und die sind nicht gut für dich. Nach langem hin und her habe ich die Poliese um 84.000.- CFA erhalten und das Tor in den Senegal öffnete sich für uns.
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